Taipei 101 – Das einstmals höchste Gebäude der Welt

04.05.2022
© S. Prüßmann
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Foto: Wikipedia
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Taipei Financial Center, kurz Taipeh 101ist der Name eines Wolkenkratzers in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan (Republik China). Er ist das höchste Gebäude Taiwans und das derzeit elfthöchste Gebäude der Welt. Von 2004 bis 2007 war er das höchste Gebäude der Welt.

Beschreibung

Der Taipei 101 war der höchste Wolkenkratzer der Welt (ohne Antennen oder Masten), bis er Anfang 2007 vom Rohbau des Burj Khalifa abgelöst wurde, der Anfang 2009 seine endgültige Höhe von 828 Metern erreichte. Mit 508 Metern ragt Taipei 101 (benannt nach seinen 101 Stockwerken) weit über die Skyline der Stadt. Außer den 101 oberirdischen Stockwerken gibt es fünf unterirdische. Mit dem höchsten begehbaren Geschoss löste das Gebäude den 1974 vollendeten Willis Tower (früher Sears Tower genannt) in Chicago ab, dennoch ist der Willis Tower durch seine Antenne mit insgesamt 527 Metern 19 Meter höher.

Da der Burj Khalifa eine gemischte Nutzung hat (Apartments, ein Hotel und Büros) blieb Taipei 101 das höchste Bürogebäude der Welt. Seit dem Bau des One World Trade Centers in New York City 2014 ist es das zweithöchste Bürogebäude weltweit sowie der fünfthöchste Wolkenkratzer der Welt.

Die offizielle Einweihung fand Silvester 2004 statt; bereits am 1. Mai 2003 feierte der Präsident von Taiwan die Errichtung des höchsten Stockwerks. Die ersten Mieter waren bereits in die untersten Stockwerke eingezogen.

Im 89. Stock befindet sich das innere Aussichtsdeck; auch im 91. Stock liegt ein Ausgang. Am Fuße des Wolkenkratzers befindet sich das größte Einkaufszentrum Taiwans.

Bis 2013 hatte das Gebäude die schnellsten Aufzüge der Welt. Mit rund 16,8 m/s (60 km/h) werden die Besucher in den 89. Stock gebracht, mit rund 10 m/s (36 km/h) geht es zurück. Jeder Aufzug hat rund zwei Millionen US-Dollar gekostet. Seit 2013 hat der Shanghai Tower die schnellsten Aufzüge mit einer Geschwindigkeit von 64,8 km/h.

Die Untergeschosse 2 bis 5 sind für Versorgungsaufgaben vorgesehen. Dazu gehören Parkplätze für 1839 Autos und 2990 Motorroller. Auf den Ebenen 1 und 6 sind Geschäfte und Erholungseinrichtungen angesiedelt. Ebenen 7 bis 84 beherbergen Büros, 86 bis 88 Restaurants, 89, 91 und 101 Aussichtsmöglichkeiten und 92 bis 100 Telekommunikationseinrichtungen.

Im 88. bis 92. Stockwerk ist eine Stahlkugel mit einem Durchmesser von 5 m als Schwingungstilger an Stahlseilen aufgehängt. Die Kugel wiegt 660 Tonnen und ist aus 41 flachen, scharfkantigen Scheiben montiert. Sie hängt an 16 oberarmdicken Stahltrossen, eingepfercht in ein mehrstöckiges Balustradenrund. Die Kugel ist ein riesiges Pendel. Aber noch rührt sie sich nicht. Hier oben zwischen dem 92. und 87. Stockwerk von "Taipei 101" wirkt die Kugel riesig. Doch im Vergleich zur Größe jenes Giganten, den sie aufrecht halten soll, ist sie verblüffend klein: 508 Meter weit ragt Taipei 101 aus der Betonsilhouette der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh in die Höhe - ein jadegrün verglaster, bambusförmiger Turm, benannt nach seinem Standort und der Anzahl seiner Stockwerke. Zusammen mit der 60 Meter langen Spitze ist er das höchste Haus, das jemals gebaut worden ist.

Schon allein der Untergrund war problematisch. Das schlammige Schwemmland war keine gute Basis für einen Koloss wie Taipei 101.Das Gebäude steht auf einem Fundament aus 9.000 t Stahl und 35.000 t Beton, die auf 557 Betonpfeilern ruhen. Nach oben hin tragen das Gebäude je zwei Säulen an jeder Ecke, 3 m lang und 2,6 m breit. Diese Säulen bestehen aus Stahl (hohl), der innerlich bewehrt und mit Beton gefüllt wurde. Sie reichen bis zur Ebene 67. Höher bestehen die Säulen aus Stahl. Die Steifigkeit der Konstruktion wird durch 16 Quer- und Längsstreben erreicht, die jedem 8. Stockwerk eingezogen sind. Sie bilden ein zweistöckiges Schachbrettmuster mit neun Feldern.

Foto: Pexels
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Risiken

Noch nie ist ein Wolkenkratzer an einem Ort errichtet worden, an dem die Naturgewalten so harsch und häufig wüten wie auf Taiwan. Unter der tabakblattförmigen Insel im Südchinesischen Meer schieben sich die Philippinische und Eurasische Kontinentalplatte übereinander, so dass Taiwan eine der aktivsten Erdbebenregionen der Welt ist, mit über 4.000 Erdbeben pro Jahr. Außerdem rasen jährlich bis zu neun Taifune über den Inselstaat. Damit das Gebäude diesen Belastungen widersteht, wurde die Tragstruktur eines Bambusrohres nachempfunden.

Zwischen dem 88. und 92. Stockwerk befindet sich eine 660 Tonnen schwere vergoldete, aus einzelnen Scheiben gefertigte Stahlkugel mit einem Durchmesser von 5,5 m, die mit ölhydraulischen Dämpfungselementen den Schwankungen des Gebäudes entgegenwirkt. Die maximale Beschleunigung bei Stürmen wird durch den Dämpfer etwa halbiert. Aufgehängt an armdicken Stahlseilen ist sie das momentan größte und das einzige der Öffentlichkeit zugängliche Tilgerpendel (Schwingungstilger) der Welt. Zwei weitere Dämpfer mit je 4,5 Tonnen Masse befinden sich in der Antennenkonstruktion. Sie sollen Schwingungen reduzieren, die zu einer Ermüdung der Stahlkonstruktion führen.

Die Spitze schwankt um 1,30 Meter

Taipei 101 - ein verrücktes Projekt größenwahnsinniger Bauherren? Was kann eine Kugel mit einem Durchmesser von 5,50 Metern gegen derartige Stürme und Erschütterungen ausrichten? Die Statiker sagen: Sie wird gegenpendeln, Energie absorbieren und das Gebäude ausbalancieren, wenn es ins Wanken gerät. Seine Spitze werde dadurch nur noch halb so weit ausscheren. Bei einem starken Taifun wären das immerhin noch 1,30 Meter. Aber das würde der Turm dank seines steifen Gerüsts ohne Probleme verkraften. Er könne sogar dem stärksten Erdbeben standhalten, das Taiwan in den letzten 2500 Jahren heimgesucht hat. Bloß ob die Berechnungen der Konstrukteure in der Praxis wirklich aufgehen werden, kann niemand mit Gewissheit sagen.

Um den Brandwiderstand zu erhöhen, wurden nach dem Attentat auf das World Trade Center in Amerika alle Pfeiler des Gebäudes mit feuerfestem Spezialschaum ummantelt. Mit dem Löschwasser im Gebäude könnte ein Wettkampf-Schwimmbecken zweieinhalb Mal gefüllt werden (entspricht in etwa 6.250.000 Litern Wasser).

Erdbeben

Größter anzunehmender Notfall ist ein schweres Erdbeben, das in Taipeh etwa alle fünf Jahre eintreten kann. Hier gilt es, den Wolkenkratzer mit rund 10.000 Menschen geordnet zu evakuieren.

Am 31. März 2002 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,1 (Magnitude) mit dem Epizentrum in 110 km südöstlicher Entfernung zu Taipei die Ostküste Taiwans. Zwei Baukräne stürzten vom 56. Stock herab. Fünf Menschen starben, die beiden Kranführer sowie Autofahrer, deren Autos von den Gebäudeteilen getroffen wurden. Daraufhin wurde die gesamte Statik des Gebäudes überprüft, man fand aber keine Schäden in der Basisstruktur. Die Bauarbeiten wurden sechs Monate später fortgesetzt.

Das Erdbeben vom 19. Dezember 2009 kurz nach 21 Uhr Ortszeit richtete keine Schäden an.

Bau nach Tradition

Das pagodenähnliche Design des Gebäudes beruht auf der chinesischen Tradition. So wurde beispielsweise die 8, eine chinesische Glückszahl, immer wieder aufgenommen. Auch der Jin Mao Tower in Shanghai ist nach der Form der 8 konstruiert. Außerdem wurde das Gebäude nach der Feng-Shui-Lehre erbaut. Mieter sind so nach traditionell-chinesischem Verständnis vor negativen Einflüssen geschützt. Zudem sollen chinesische Glücksmünzen, die überdimensional groß an der Fassade des Gebäudes zu sehen sind, vor schlechten Geschäften schützen. Des Weiteren soll das Design an einen Bambus erinnern.

Arbeitsplatz für 10 000 Angestellte

Tag für Tag soll der Turm das Ziel von mehr als 10 000 Angestellten werden. Niemand von ihnen wird länger als 30 Sekunden auf den Lift warten müssen. Dafür sind 63 kapselförmige Aufzüge im Gebäudekern installiert worden. Darunter 34 doppelstöckige Lifte sowie die schnellsten Fahrstühle der Welt, die mit 17 Metern pro Sekunde in den Schächten unterwegs sein werden. Und nach Feierabend werden die Menschen nicht gleich zu der unterirdischen Garage mit 1839 Autoparkplätzen und 2990 Stellplätzen für Motorroller strömen müssen: In der klimatisierten Welt hinter der grünen Glasfassade wird es Bars geben, ein Dutzend Restaurants, ein doppelstöckiges Fitnesszentrum mit Pool und Nachtclub, eine riesige Shopping-Mall, Supermärkte und vielleicht auch ein Hotel.

Rekordverdächtige Baukosten

Umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro hat Taipei 101 gekostet. Das meiste Geld ist für die Technologie ausgegeben worden, durch die der Rekordturm so sicher werden soll wie kein anderer Wolkenkratzer dieser Welt. Allein die 120000 Quadratmeter messende Außenhaut aus Aluminium, Stahl und unverspiegeltem Isolierglas ist 95 Millionen Euro wert. Sie muss gut doppelt so viel aushalten können wie normale Fassaden. Das heißt: Erdbeben der Stärke 7 auf der Richterskala und einen Winddruck von 1,4 Tonnen pro Quadratmeter. Mit einer erdstoßsimulierenden Hydraulikanlage und einem 2200-PS-Flugzeugmotor, der orkanartige Winde erzeugte, ist die Fassade vor dem Einbau auf ihre Bruchsicherheit getestet worden. Zudem wurden alle vier Kanten des Turms w-förmig eingekerbt, um die Kraft des Windes, der sich beschleunigt, wenn er um die Ecken fegt, zu dämpfen.

Diverses

Die Adresse lautet: Taipei 101 - Songzhi Road 8/Xinyi Road - District Xinyi - Taipei - Taiwan (ROC) (chinesisch 中華民國(台灣)台北市信義區西村里信義路五段7號, Pinyin zhōng huá mín guótái wāntái běi shì xìn yì qū xī cūn lǐ xìn yì lù wǔ duàn qī hào)

Obwohl der Taipei 101 mit 508 Metern nach seiner Eröffnung als der höchste Wolkenkratzer der Welt galt, wurde er noch von einem anderen Wolkenkratzer, dem Willis Tower in Chicago mit 527 Metern, nominell überragt. Beim Willis Tower wurden die Antennen in der Höhenangabe eingerechnet, obwohl diese nicht zur offiziellen Höhe mitzählen, da sie von der international anerkannten Kommission für Höhenfragen bei Wolkenkratzern Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) nicht als Teil der Gebäudestruktur anerkannt werden. Somit ist der Willis Tower offiziell nur 442 Meter hoch. Die Metallspitze des Taipei 101 wird nach der Definition des CTBUH allerdings zur Höhe gewertet, deshalb galt der Taipei 101 als höheres Gebäude. Beim Begriff Bauwerk definiert die Kommission immer die absolute Höhe, was bedeutet, dass der Willis Tower zwar nicht als das höhere Gebäude zählt, jedoch als höheres Bauwerk. Als Bauwerk werden auch Fernsehtürme, Masten und Schornsteine gewertet, die aber bei Auflistung der höchsten Gebäude nicht beachtet werden. Ohne seine Spitze wäre der Taipei 101 mit 448 Metern dennoch knapp höher als der Willis Tower.

Der österreichische Base Jumper Felix Baumgartner sprang am 13. Dezember 2007 als Erster, ohne Genehmigung, vom Taipei 101.

Am 25. Dezember 2004 erklomm der Freikletterer Alain Robert den Wolkenkratzer entlang der Fassade.

Zum Jahreswechsel wird von den verschiedenen Etagen des Gebäudes ein spektakuläres, mehrminütiges Feuerwerk gezündet, das hunderttausende Schaulustige anzieht. Da Taipei aufgrund seiner Lage eine der ersten Metropolen ist, die jeweils das neue Jahr begehen, werden die Bilder des Feuerwerks in der Berichterstattung der europäischen Medien häufig gesendet und sind auch auf YouTube zu finden.

Je nach Windstärke schwankt die Spitze um bis zu 1,30 Meter.

Jährlich findet im Taipei 101 ein Treppenlauf statt, der über 2046 Stufen zur Aussichtsplattform im 91. Stockwerk des Gebäudes führt.

Im 33. Stockwerk des Gebäudes befindet sich die deutsche Auslandsvertretung in Taiwan, das Deutsche Institut Taipei.

Die Bauherren drängten nach oben

Was war der Grund für den wahnsinnigen Weg nach oben? Die Bauherren, sagt der Architekt Wang. Sie hätten darauf gedrungen, aus den ursprünglich drei geplanten Gebäuden ein einziges zu machen. Das neue Modell wuchs und wuchs. Auf zunächst über 88 Stockwerke. Aber einem Mann sei auch das nicht hoch genug gewesen: Chen Shui-bian, heute Präsident von Taiwan, damals noch Bürgermeister von Taipeh. Er habe sich ein Monument für die Insel in den Kopf gesetzt, egal wie teuer. Pyramiden, Stachel, schnörkellose Pilaster, vertikale Ziehharmonikas und aufschießende Raketen hatte Wang mit seinen Kollegen entworfen. Am Ende aber sollte es der überdimensionierte Bambus sein, mit acht sich nach oben hin öffnenden Modulen auf einem pyramidenförmigen Sockel, an dem als Ornamente vier riesige Münzen kleben und wolkenförmige Glückssymbole.

Für gutes Chi ist gesorgt

Um sicher zu gehen, dass in den Räumen von Taipei 101 die Lebenskraft, das Chi, ungestört fließen kann, haben die Bauherren den bekanntesten Fengshui-Meister Taiwans konsultiert, erzählt Wang. Der Mann hatte dafür zu sorgen, dass die Türen im Wolkenkratzer an den richtigen Stellen sind, dass Materialien und Farben stimmen und der Turm im harmonischen Einklang mit seiner Umgebung steht. Denn niemand würde auf Taiwan in Häuser ziehen wollen, in denen Regeln wie diese außer Acht gelassen werden, sagt Wang. Als Bauwerk, das sich wichtig machen wolle, haben Architekten aus dem Ausland Taipei 101 bezeichnet. Er sei bloß ein "klobiger Wunderkaktus", "eine High-Tech-dekorierte Primadonna". Wang kennt die Vorwürfe. Und lacht darüber. "Wir Taiwaner mögen spielerische Elemente an Gebäuden", sagt er. Schließlich habe er, sagt Wang, den internationalen Einheitsstil brechen wollen - mit einem Hochhaus, dem man ansehen soll, in welchem Land, in welcher Kultur es steht.

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