Der Tower of London – Ein Bauwerk für die Ewigkeit

02.11.2022
© S. Prüßmann
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Foto: wikipedia
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Neben dem Big Ben, der Westminster Abbey und der Tower Bridge gehört der Tower of London zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der englischen Hauptstadt. Der vollständige Name dieser beliebten Sehenswürdigkeit in London ist "Her Majesty's Royal Palace and Fortress the Tower of London". Diese uralten Mauern, direkt an der Themse gelegen, haben gesehen, wie sich London in den vergangenen 1.000 Jahren verändert hat, und während die Stadt wuchs und wuchs und sich in die moderne Metropole verwandelte, die wir heute kennen, blieb der Tower of London an Ort und Stelle, erfuhr hier und da An- und Umbauten, doch im Kern blieb er immer die Festung, die Wilhelm der Eroberer 1078 errichten ließ.

Könnten diese dicken, massiven Mauern sprechen, könnten sie nicht nur viele Episoden aus der Geschichte Londons erzählen, sondern auch von vielen Schicksalen berichten. Kaum ein anderer Ort in Großbritannien wird mit so vielen Spukgeschichten, Mythen und Legenden in Zusammenhang gebracht wie der Tower of London. Man könnte sogar so weit gehen, zu behaupten, dass der Tower of London das wohl am meisten bespukte Gebäude Britanniens ist. Unter den Geistern sind einfache Menschen, Bürger, Verräter und Diebe, aber auch gekrönte Häupter, wie Anne Boleyn, eine der Ehefrauen Heinrich VIII., die "Neuntagekönigin" Lady Jane Grey, die Gräfin von Salisbury und zwei englische Prinzen.

Anfangs war der Tower bei den Londonern sehr unbeliebt, da er ein Zeichen der Unterdrückung durch die neue Regierungshand war. Zahlreiche Enthauptungen und Gefangenschaften fanden dort statt. Menschen, die in Ungnade fielen, wurden damals in den Tower geschickt.

Eine Festung für den Adel

Heute gehört der Tower of London zu den wichtigsten Sehenswürdigkeit in London. So prächtig wie der Turm heute aussieht, so opulent war er nicht immer. 1078 ließ William der Eroberer eine Festung aus militärischen Gründen innerhalb der Mauerreste der alten römischen Stadt Londinium errichten, knapp 600 Jahre, nachdem die Römer die einstige Provinzhauptstadt aufgegeben hatten. Wilhelm errichtete die Burg an einer strategisch günstigen Stelle am Rande der heutigen City of London.Bedim Bau bestand diese Festung noch aus Holz. Folgende Monarchen wie Richard Löwenherz und Edward der I. bauten die Anlage weiter aus.

Erst im 13. Jahrhundert erlangte die Festung ihre überragende Größe: Auf den inneren Festungsring mit acht Türmen und einem Wassergraben, den Heinrich III. errichten ließ, folgte ein äußerer Festungsring mit dem St Thomas's Tower, dem Traitors Gate und einem neuen imposanten Wassergraben. Damit wurde der Tower of London die erste Ringburg auf den britischen Inseln und beinahe uneinnehmbar. So wurde der Tower of London verfestigt und durch Mauern aus Stein noch sicherer gemacht.Die Bauplaner des Tower of London sind, was den Grundriss betrifft, auf Nummer sicher gegangen und haben nicht nur eine, sondern gleich zwei Festungsmauern gebaut.

Seit dem 13. Jahrhundert hat der Tower sein Gesicht nur noch sporadisch verändert. So kam zum Beispiel im 14. Jahrhundert ein Schiffsanleger hinzu. Nur im 19. Jahrhundert gab es größere Veränderungen, die sowohl aus ästhetischen als auch aus militärischen Gründen vorgenommen wurden.

Zwar wurden im Zweiten Weltkrieg einige Gebäude im Inneren des Tower of London zerstört, doch seit 1900 ist die Anlage beinahe unverändert erhalten geblieben und steht heute Besuchern offen, die sich von der ungemeinen Wucht und Kraft dieses Bauwerkes überzeugen wollen. Zu sehen sind der White Tower, das Herzstück der gesamten Anlage, der den englischen Königen als Residenz im Tower diente, die Gefängnisse, in denen gewöhnliche Verbrecher auf ihr Urteil warteten und die gesicherten Verwahrungsräume für die höhergestellten Gefangenen (auch englische Könige oder Ex-Könige wie Richard II., Heinrich VI., Eduard V.) und die Kronjuwelen. Die britischen Kronjuwelen gelten als die wertvollste Sammlung von Diamanten und Juwelen in Europa. Zwar machen die im Tower of London ausgestellten Schätze nur einen kleinen Teil der Sammlung aus, doch schon ihr Anblick reicht aus, um die Besucher des Jewel Houses in Erstaunen versetzen.

Der White Tower wurde gebaut, um Feinde abzuschrecken, die Londoner Bevölkerung zu unterwerfen und alle Reisenden ins Staunen zu versetzen. Auf vier Ebenen kann man den White Tower von innen besichtigen, die normannische Architektur und alte Rüstungen und Waffen entdecken. In der obersten Etage sind ein Holzblock und eine Axt ausgestellt, die noch aus der Tudor-Zeit stammen. Angeblich wurde mit jenem Block und jener Axt 1747 die letzte Hinrichtung auf den Wiesen vor dem White Tower durchgeführt.

Foto: wikipedia
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Blutige Vergangenheit

Im Mittelalter waren Hinrichtungen und Folter keine Seltenheit. Der Tower of London war damals eine wichtige Institution, wenn es darum ging, Kriminelle gefangen zu nehmen und Spione oder Komplizen zu befragen. Im Keller des White Tower befindet sich das für damalige Zeiten größte Gefängnis Londons und auch die Folterinstrumente, welche benutzt wurden, um von Tätern die Wahrheit zu erzwingen, sind dort ausgestellt. Auch, wenn das Gefängnis mit Dieben, Mördern und Staatsfeinden immer gut gefüllt war, waren es längst nicht nur normale Bürger, die hier ihre letzten Stunden verbrachten.

Besonders ist der Tower of London für seine "prominenten" Häftlinge bekannt: Guy Fawkes, der das englische Parlament zu sprengen versuchte, Rudolph Hess, Stellvertreter Hitlers, sowie Anne Boleyn und Catherine Howard, zwei Ehefrauen von Henry VIII. Letztere hat während ihrer Gefangenschaft um einen Holzblock gebeten. Sie wusste, dass sie hingerichtet wird und wollte üben, wie sie ihren Hals am besten positioniert, damit der Tod schnell eintritt. So makaber es auch klingt, es passierte bei Hinrichtungen oft, dass der Henker nicht direkt den Hals traf und der Gefangene unvorstellbar leiden musste. Die letzte Hinrichtung fand übrigens erst 1941 statt, als der deutsche Spion Joseph Jakobs erschossen wurde. Die früheren Könige mochten es blutig, das ist leider nicht abzustreiten.

Foto: erkundediewelt.de
Foto: erkundediewelt.de

Wo die Kronjuwelen sicher sind

Glücklicherweise ist der Tower of London heute aber nicht mehr für seine grausame Vergangenheit bekannt, sondern für das, was in den Waterloo Barracks schlummert: die britischen Kronjuwelen, welche heute zu besonderen Anlässen immer noch getragen werden. Bis 1303 wurden die Kronen, Zepter und andere Schmuckstücke der Könige und Königinnen in der Westminster Abbey aufbewahrt. Als die Kronjuwelen 1303 aber gestohlen wurden, musste ein neuer, sicherer Platz her.

Der Tower of London war mit seinen dicken Mauern und den zahlreichen Soldaten zum Schutz des Königs eine passende Wahl. Bis 1815 durften Besucher die Schmuckstücke sogar anfassen! Als eine Besucherin aber einen Bügel der Imperial State Crown verbogen hat, war Schluss damit - seitdem sind die Kronjuwelen nur noch aus der Entfernung zu beobachten. Die Touristen werden dabei über ein Laufband an den Kronjuwelen entlang geführt.

Foto: BBC
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Von wilden Tieren und Raben

Doch der Tower of London war nicht einfach nur eine Festung für den König oder die Königin: Wohnsitz, Gefängnis, Folteranlage, Ort der Kronjuwelen, Waffenkammer und eine Münzprägestätte war er auch. Aber was nur wenige Wissen: Der Tower of London war auch ein Zoo.

Im Jahr 1210 wurde der erste Löwe in die Menagerie, ein Tiergehege, des Towers gebracht, als Heinrich III, von seinem Schwager drei Löwen geschenkt bekam. Es dauerte nicht lang und die Sammlung von Wildkatzen, Bären, Kängurus und Elefanten ging weiter. Damals war es eine Sensation, exotische Tiere zu sehen, geschweige denn sie halten zu können! Nachdem allerdings der Londoner Zoo eröffnet wurde, ging das Interesse an der Menagerie im Tower immer mehr zurück. 1832 wurde sie geschlossen und alle Tiere in den Londoner Zoo gebracht.

Die einzigen Tiere, die jetzt noch den Tower of London bewohnen, sind die sogenannten Tower-Raben. Einer Legende nach müssen immer sechs Kolkraben in und um den Tower gehalten werden, ansonsten gehe das Königreich zu Grunde. Heute leben sogar mehr als sechs Raben im Tower (man weiß ja nie, ob nicht doch einer für immer weg fliegt), die alle einen Namen haben: Hugine, Munin, Branwen, Gwyllum, Thor, Baldrick, Gundulf, Bran, Colin und Fleur. Es gibt sogar einen Angestellten, der Ravenmaster (Rabenmeister), welcher sich einzig und allein um das Wohl der Tiere kümmert, und sie täglich mit frischem Fleisch füttert.

Foto: welt.de
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Traditionen werden bewahrt: die Schlüsselzeremonie

Besucht man abends den Tower of London, dann hat man die Chance, eine Zeremonie zu sehen, die genauso auch schon vor Hunderten von Jahren ausgeführt wurde: die Schlüsselzeremonie. Jeden Abend schließen die Wachen um 22:00 Uhr die Tore zusammen mit den Soldaten nach exakt dem gleichen Prinzip, wie es auch schon zu Zeiten der Königin Viktoria geschah. Die Yeoman Warders sind die Wachen des Towers, die immer noch die gleiche Uniform tragen, wie die Tudors im 15. Jahrhundert.

Als Spitznamen tragen die Wächter übrigens die Bezeichnung "Beefeaters" (zu deutsch "Rindfleischessende"). Wo der Ausdruck genau her kommt, kann niemand so wirklich sagen. Man geht aber davon aus, dass die Beefeaters durch ihren Beruf zum Schutze des Königs immer nah an der Hoheit waren und somit auch bei den königlichen Mahlzeiten dabei sein durften und das damals kostbare Rindfleisch essen konnten.

Aber nun zurück zur Schlüsselzeremonie. Warum war diese so wichtig? Im Gefängnis des Towers waren viele Insassen, die in der Gesellschaft sehr angesehen und bekannt waren - "Promi-Häftlinge" sozusagen. Ihnen stand es zu, sich tagsüber außerhalb des Gefängnisses aufzuhalten und in den Grünflächen des Towers spazieren zu gehen. Damit man sicher sein konnte, dass alle Häftlinge abends auch wieder an ihrem Platz waren, wurden die Wachen von Soldaten begleitet und kontrollierten gemeinsam das komplette Gelände.

Das Austauschen von Passwörtern zwischen Wachen und Soldaten sollte dazu dienen, dass keine Angehörigen der Insassen an die Schlüssel gelangen und die Häftlinge befreien konnten. Trotz der ganzen Sicherheitsmaßnahmen wurde 2012 der Schlüssel des inneren Towers gestohlen. Natürlich wurden sofort alle Schlösser ausgetauscht, doch irgendwo auf dieser Welt gibt es jemanden, der den Yeoman Warders einen Streich gespielt hat.

Der Tower of London: Ein Bauwerk für die Ewigkeit

Es ist also kein Wunder, dass der Tower of London zu den am besten bewachten Gebäuden des Königreiches gehört. Und auch wenn er heute in weiten Teilen der Öffentlichkeit zugänglich ist, so ist er doch auch nach wie vor eine Festung. Seit fast 1.000 Jahren überstand sie zahllose Angriffe. Nur einmal gelang es, den Tower of London zu stürmen: Während der Peasant's Revolt 1381 stürmten Rebellen unter dem Bauernführer Wat Tyler die Anlage und erfuhren dabei keinerlei Widerstand.

Es gelang ihnen sogar, den Lordkanzler des Königs, den Erzbischof von Canterbury und den Schatzkanzler zu köpfen, bevor der Rebellion Einhalt geboten wurde. Doch selbst dieses eine Mal, als der Tower of London gestürmt werden konnte, konnte seiner Stärke nichts anhaben.

"Knechte seid ihr, und Knechte werdet ihr auch bleiben", verkündete König Richard II. den Rebellen, ohne ihren Forderungen nachzukommen. Der Tower of London ist eben genau zu diesem Zweck erbaut worden: die Stärke der englischen Könige zu demonstrieren. Und deshalb strahlt das Gebäude auch heute noch eine Macht aus, die den Besucher glauben lässt, es würde auch in 1.000 Jahren noch hier stehen.

Foto: wikipedia
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Verwaltet wird der Tower of London heute von den Historic Royal Palaces und gehört der britischen Krone.

Seit 1988 ist der Tower Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

(Quellen: urlaubsguru.de / england.de)

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