Big Ben – Das klingende Wahrzeichen Londons

20.02.2022
© S. Prüßmann
© S. Prüßmann

Der weltbekannte Uhrenturm - von den Briten zunächst wörtlich "The Clock Tower" genannt - wurde zum diamantenen Jubiläum von Queen Elizabeth II. im Jahre 2012 in Elizabeth Tower umgetauft. Als eine der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten in London sticht der Elizabeth Tower wortwörtlich aus der Fülle des Angebotes an Must-Sees heraus. Der im Jahr 1858 erbaute und 96,3 m hohe Uhrenturm ist Teil des Palace of Westminster, der gemeinsam mit der Westminster Abbey und der St. Margaret's Church zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde.

Der berühmte Glockenturm wurde im Rahmen der Gestaltung eines neuen Schlosses gebaut, die begann, nachdem der alte Palast von Westminster durch einen Brand im Oktober 1834 über Nacht zerstört wurde. So kommt es, dass sowohl der Big Ben als auch das Parlament im neugotischen Stil der Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurden.Die Bezeichnung "Big Ben" bezieht sich übrigens nicht auf das imposante Gebäude selbst, sondern auf die mit 13,5 Tonnen größte und schwerste der insgesamt fünf, darin befindlichen, Glocken. Der offizielle Name der Glocke lautet "Great Bell of Westminster". Umgangssprachlich wird der Begriff Big Ben jedoch für den gesamten Turm verwendet. Die größte Glocke misst 2,20 Meter und wird von einem 200 Kilogramm schweren Hammer geschlagen.

Die Great Bell ist bereits die zweite Glocke im Turm, da die erste bei der Generalprobe im Jahr 1857 zu Bruch ging. Beim ersten Versuch wog die von "John Warner & Sons" in London im Jahr 1856 gegossene Glocke knapp 17 statt der beabsichtigten 14 Tonnen. Wegen dieser Fehlberechnung sowie eines viel zu schweren Schlaghammers erlitt sie beim ersten Test einen über zwei Meter langen Riss. Man entschloss sich, die Glocke wieder einzuschmelzen und mit dem Material eine neue zu gießen. Diese wurde am 10. April 1858 von der "Whitechapel Bell Foundry" gegossen und im Oktober desselben Jahres im Turm installiert. Nachdem das Uhrwerk am 31. Mai 1859 in Gang gesetzt worden war, ertönte die Glocke vom Uhrturm erstmals am 11. Juli 1859. Doch auch die neue Glocke bekam im September 1859 einen Riss und wurde daraufhin so gedreht, dass der Schlaghammer nicht mehr auf den Riss treffen konnte. Weiter wurde das Gewicht des Hammers drastisch reduziert.

Daneben befinden sich vier Viertelstundenglocken, die den berühmten Westminsterschlag zu jeder Viertelstunde spielen. Auch das Glockenspiel selbst ist ein echtes Highlight. Bisher ertönte zu jeder Viertelstunde eine Melodie aus der berühmten Händel-Oper "Messias", genauer gesagt, der darin enthaltenen Arie "I know that my redeemer liveth". Die 13,5 Tonnen schwere Glocke ertönt (normalerweise, wenn nicht gerade restauriert wird) zu jeder vollen Stunde und wird im Volksmund liebevoll als "Voice of Britain" ("Die Stimme Britanniens") bezeichnet.

Der Turm selbst hat eine Höhe von 96,3 Metern, wobei die ersten 61 Meter aus Ziegelstein mit einer Kalksteinfassade bestehen und die Spitze aus Gusseisen ist. Charles Barry, der Architekt des Palace of Westminster, beauftragte Augustus Pugin mit dem Entwurf des Turmes, dessen Bauarbeiten 1858 abgeschlossen waren. Im Turm war ein Gefängnis untergebracht, das für Mitglieder der beiden Kammern des Parlaments vorgesehen war. Das Gefängnis wurde zuletzt 1880 benutzt, als Charles Bradlaugh nicht die religiöse Eidesformel leisten wollte. Zum Glück wurde dieses Stück britischer Nationalstolz durch die Kriege gerettet, allerdings setzt ihm seit etwa zehn Jahren der Bau der U-Bahn Linien ganz schön zu. Es heißt, dass er durchschnittlich einen Millimeter pro Jahr kippt und die Neigung sogar mittlerweile sichtbar ist. Der Turm hat heute einen Schiefstand von 0,26° und damit einen Überhang von 46 cm.

Das Uhrwerk wurde 1848 von Sir George Airy und Edmund Denison entwickelt und vom Uhrmacher Edward John Dent hergestellt. Der Durchmesser der vier Zifferblätter beträgt je sieben Meter. Die Minutenzeiger haben eine Länge von 4,3 Metern, die Stundenzeiger messen 2,74 Meter. Damit ist sie die zweitgrößte Uhr Großbritanniens. Unter jedem der vier Zifferblätter steht die lateinische Inschrift "Domine salvam fac reginam nostram Victoriam primam" ("Gott schütze unsere Königin Victoria die Erste").

Damit die Uhr ordnungsgemäß funktioniert, sind rund um die Uhr vier Mechaniker im Einsatz, die Keeper of the Great Clock ("Hüter der Großen Uhr"). Dreimal pro Woche wird ein Elektromotor eingeschaltet, der die Uhr aufzieht. Die Uhr hat ein Pendel von 3,9 Meter Länge mit einem Gesamtgewicht von 299 kg und einer Schwingungsdauer von zwei Sekunden. Die Feinabstimmung erfolgt traditionell mit Penny-Münzen, die auf ein am Ende des Pendels angebrachtes Tablett gelegt werden, um so den Schwerpunkt und damit die Schwingungsdauer zu verändern.

Im Zweiten Weltkrieg stoppte die BBC die seit dem Jahre 1923 übliche stündliche Liveübertragung des Glockentons im Radio und sendete stattdessen eine Aufzeichnung. Man wollte verhindern, dass der Kriegsgegner meteorologische Informationen aus dem Ton und Echo von Big Ben erhält.

Im August 1945 kam es zu einer Störung, als sich immer wieder eine große Schar von Staren auf den Zeigern der Uhr niederließ und deren Fortgang bremste. Aus dem gleichen Grund ging die Uhr im Jahre 1949 fast fünf Minuten nach. In der Neujahrsnacht 1962 blockierten eisige Temperaturen die Mechanik, so dass das neue Jahr erst mit zehn Minuten Verspätung eingeläutet werden konnte. Am 1. Mai 2004 verstummte das viertelstündliche Glockenspiel. Zwar gab der Glockenturm zur vollen Stunde noch mit seinem charakteristischen tiefen Ton die Zeit an, aber die normalerweise alle Viertelstunde erklingenden Glockenspiele fielen für etwa eine Woche aus. Grund für den Ausfall war ein abgerissenes, tonnenschweres Gegengewicht.

Am 27. Mai 2005 stoppte das Uhrwerk aus zunächst ungeklärten Gründen für rund 90 Minuten. In den 146 Jahren seit dem Bau war dies nur insgesamt viermal vorgekommen. Ein Großteil der britischen Medien gab den außergewöhnlich hohen Temperaturen von 31 °C die Schuld. Laut BBC soll jedoch ein defektes Zahnrad die Ursache gewesen sein. Im Zuge der Zeitumstellung 2005 wurde die Uhr am Samstag, 29. Oktober 2005, um 8:00 Uhr Ortszeit angehalten, um Wartungsarbeiten durchzuführen. Am Sonntag um 16 Uhr Greenwich Mean Time (17 Uhr MEZ) wurde das Uhrwerk wieder gestartet.

Ab dem 11. August 2007 schwieg das Glockenspiel sieben Wochen lang, da der Turm für die 150-Jahr-Feier renoviert wurde. Die Uhr lief weiter, die bekannte Melodie erklang jedoch nicht. Die BBC, die traditionsgemäß die 18-Uhr-Nachrichten mit dem Live-Ton des Big Ben beginnt, übertrug stattdessen das Greenwich-Zeitsignal. Am 1. Oktober ab 12 Uhr mittags war alles wieder in seiner Zeit-Ordnung. Weltweit kann der Live-Ton auf BBC World Service gehört werden.

Seit dem 21. August 2017, nach dem Läuten der Glocken um 12 Uhr, wurde das Glockenspiel erneut für Renovierungsarbeiten ausgesetzt. Zu besonderen Anlässen, wie Neujahr, sollte das Läuten jedoch trotzdem erklingen. Bei den Arbeiten, die mit insgesamt rund 61 Millionen Pfund (entspricht ungefähr 68 Millionen Euro) veranschlagt wurden, wurde der gesamte Turm eingerüstet. Neben dem Uhrwerk sollte sowohl die Kalksteinfassade repariert werden, als auch die Korrosion am gusseisernen Dach behoben werden. Des Weiteren waren Anpassungen beim Sicherheits- und Brandschutz geplant sowie der Austausch des Glases der Ziffernblätter vorgesehen. Die neuen knapp 1300 Glaselemente wurden über mehrere Monate in der Glashütte Lamberts aus Waldsassen in der Metropolregion Nürnberg auf traditionelle Weise in mehreren Arbeitsschritten gefertigt und stellen jeweils mundgeblasene Unikate dar. Des Weiteren sollte ein Aufzug für die Erleichterung künftiger Arbeiten eingebaut und die Ziffernblätter mit LED-Lichtern, die ihre Farbe wechseln können, hinterleuchtet werden.   spr

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